Vernissage „Die Lenzers”
Zur 16. Ausstellung "Kunst in Lauingen" ist es dem Kulturmarkt gelungen, eine außergewöhnliche Schau auf die Beine zu stellen. Erstmals stellt eine einzige Familie ihre Werke aus und die Vielfalt, die sich dem Betrachter der Ausstellung zeigt, ist allemal einen Besuch in der Lauinger Turnhalle am Marienweg wert.
Vier Mitglieder der Familie Lenzer aus zwei Generationen stellen ihre Werke aus: die Brüder Ludwig und Walter Lenzer sowie Ludwigs Kinder Jürgen und Birgit, verheiratete Bullemer. Und die Vier sorgen mit ihren unterschiedlichen Ansätzen für eine spannende Ausstellung. Jeder einzelne Künstler offenbart eine Vielfalt in seinem Schaffen, die Entwicklung, Freude am Tun und ernsthafte Beschäftigung mit sich und seiner Kunst zeigt. Anton Grotz, Vorsitzender des Lauinger Kulturmarktes, stellte an den Beginn seiner Laudatio vor über 200 Vernissagebesuchern das Motto der Künstlerfamilie: "Jeder macht mal etwas, wenn er Zeit dazu findet". Was sich lapidar und beiläufig anhört, beschreibt die Realität, in der die Werke entstehen.
Jürgen und Birgit stehen beide noch mitten im Berufsleben und finden in der Ausübung ihrer Kunst Ausgleich und Auszeit im Alltag. Birgit in der Malerei, Öl auf Spanplatte. Mit einem dünnen, zarten Farbauftrag erreicht sie, dass ihre Bilder wie Aquarellmalereien wirken. Anton Grotz fühlt sich beim Anblick der Flügel, die aus einem ihrer Bilder zu entschwinden scheinen, an Pablo Picasso erinnert, der mit seiner Taube den Freiheitsgedanken in die Köpfe der Menschen zaubert. Die Flügel deuten laut Grotz vielleicht darauf hin, dass die Freiheit der Gedanken nun wieder aus den Köpfen der Menschen entschwindet.
Jürgen Lenzer, noch voll im Beruf stehend, formt meist großformatige Skulpturen aus verschiedenen Hölzern mit der Motorsäge. Von den Anfängen im Kritzelbuch, in dem er erste Ideen skizziert, über das Entdecken eines geeigneten Holzstückes und schließlich der dreidimensionalen, Maßstabs getreuen Planung und Ausführung, liegt oft ein langer und körperlich anstrengender Weg. Anton Grotz fiel zum Schaffen Jürgen Lenzers ein Zitat Karl Valentins ein, der einst sagte: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit". Den fertigen Werken sieht man die Mühen freilich nicht mehr an. Beeindruckend die Details, die der Künstler nicht planen konnte, wie beispielsweise der Bauchnabel in Form eines Astansatzes an der richtigen Stelle, der beim Schaffen der Figur dort erschien, wo er hingehört.
Jürgen Lenzers Vater, Ludwig musste vor Jahrzehnten eine Entscheidung zwischen Kunst und Geschäft fällen, die zunächst zugunsten der Familie und des Bäckerbetriebs fiel. Vor 20 Jahren erst begann er also mit ersten Malkursen. Ein Erstlingswerk aus dieser Zeit hängt am Eingang der Ausstellung und zeigt seinen Vater Kaspar, der ihm Modell saß. Ein Rundgang durch die Ausstellung zeigt die großartige künstlerische Entwicklung Ludwig Lenzers und Anton Grotz merkte an, dass Ludwig im Alter immer moderner würde. Nach einem Aktmalkurs und einem Aktzeichenkurs, zeigt Lenzer auch einige Studien nackter Frauenkörper.
Walter Lenzer verdankt die Spezialisierung auf die Schnitzkunst wohl seinem Bruder Ludwig. Laudator Grotz plauderte aus der Familiengeschichte, dass Ludwig die Familienkrippe geerbt habe und Walter, der die Gleiche wollte, nach einem Schnitzkurs in Günzburg anfing, die Figuren für sich nachzuschnitzen. Im Laufe der Zeit eignete sich Walter eindrucksvolle Proportionscharakteristik und Bewegungsmuster der Objekte durch Beobachtung in der Natur an. Seine Figuren zeigen aussagekräftige Momentsituationen. Eine flüchtende Ziegenherde, bisher noch nie öffentlich ausgestellt, hat Walter Lenzer im Gedenken an seinen Bruder Albert gestaltet. Der Betrachter erhält zu dieser Installation einen erklärenden Text mit der Überschrift: "Augenblick der Bewegung", der Einblicke in die Künstlerseele Walter Lenzers gibt. "Erst wenn der Betrachter in das Geschehen hineingezogen wird und vom Augenblick der Bewegung erfasst wird, ist die Schnitzarbeit eine bleibende Erinnerung", so die Quintessenz, und seine Figuren sind Ausdruck dieser Haltung.
Die Künstler und ihre Angehörigen zeigten sich sehr erfreut und glücklich über den Erfolg der Vernissage und dem bisherigen Lauf des Projektes "Familienausstellung". Jürgen Lenzer sagte, er sei überwältigt und freue sich narrisch, dass so viele Menschen die Ausstellung sehen wollen. Er wünschte den Besuchern eine schöne und anregende Zeit beim Gang durch die Schau.