Die Lauinger Bombennacht liegt 75 Jahre zurück. Albert Lacher war damals neun Jahre alt. Er weiß noch, wie damals die ersten Sirenen heulten und die Stadt innerhalb einer Nacht eine andere wurde.
Als die Sirene anfängt zu heulen, wacht Albert Lacher auf. Es ist kurz vor Mitternacht am 12. Oktober 1941. Eine helle Vollmondnacht. Albert Lacher ist neun Jahre alt und wohnt im Lauinger Gasthaus Zum Schwanen, neben dem Hirsch-Areal. Es ist die Nacht, in der das Unheil völlig überraschend über Lauingen hereinbricht, die Nacht, in der die britische Royal Airforce mehr als 100 Brandbomben und etwa 1000 Sprengbomben über Lauingen abwirft und große Teile der Stadt zerstört.
75 Jahre ist das nun her, aber Albert Lacher erinnert sich noch gut an jene Nacht. „Meine Mutter sagte, dass wir jetzt in den Luftschutzkeller müssen. Mein Vater hat die Situation zuerst gar nicht so ernst genommen. In Augsburg oder Ulm waren noch keine Bomben gefallen. Warum also in Lauingen?“, erzählt der heute 84-Jährige. Lacher ließ die Nachbarn in den Keller seiner Familie. Und nicht weit entfernt hörte er schon das Krachen der einschlagenden Bomben, sah die Flugzeuge, die nur ein paar Hundert Meter über dem Kirchturm vorbeiflogen. Eine halbe Stunde warteten alle im Keller. Dann kam der Vater von Albert Lacher, der nach draußen gegangen war, zurück. Seine Kleidung war ramponiert, aber er war unverletzt. Auch das Haus der Familie war nicht beschädigt worden.
Aber am Oberanger, wo Lacher jetzt wohnt, war die Situation eine gänzlich andere. „Dort haben Sprengbomben eingeschlagen und viele Häuser zerstört“, erinnert sich Lacher. Auch dort, wo sich heute die Sparkasse befindet, habe es überall gebrannt. Und aus dem Dach des Martinsmünsters sah der kleine Albert Lacher damals Flammen schlagen. „Einige Männer haben dann sechs oder acht Brandbomben vom Kirchendach heruntergeworfen, sonst wäre der ganze Dachstuhl abgebrannt.“
Der damalige Bürgermeister Dr. Alfred Dolles erlitt in der Bombennacht einen Herzinfarkt. „Er wollte noch in Leipheim Hilfe für Lauingen anfordern, aber die sagten, dass sie niemanden hätten, den sie schicken könnten“, erzählt Lacher weiter. Auch die Mutter seines Schulkameraden überlebt die Bombennacht nicht. „Das hat mich wirklich sehr getroffen“, sagt der 84-Jährige. Sein eigener Vater, der eigentlich in die Verwaltung nach Polen versetzt war und nur ein paar Tage auf Urlaub zu Hause in Lauingen war, sei in jener Nacht nur knapp dem Tod entkommen. Mit der Feuerwehr versuchte er, den Brand in einem Holzstadel zu löschen. Doch das Gebäude war bereits instabil. Durch zwei Etagen brach Lachers Vater durch – und überlebte nur, weil er auf einem Berg gelagerten Weizens landete, der ihn vor dem harten Beton schützte.
An diese Schreckensnacht erinnerte schon im Jahr 2007 eine Ausstellung. Diese Fotoschau war damals von Ludwig Reisner in Zusammenarbeit mit dem Kulturmarkt Lauingen konzipiert und erstellt worden. Dr. Engelbert Kigele hatte sie mit einem Vortrag im Festsaal eröffnet. Da die Lauinger Bombennacht sich nun zum 75. Mal jährt, möchte die Stadt Lauingen diese Ausstellung nochmals den Bürgern präsentieren. Damit soll auch an die kulturelle Arbeit des im vergangenen Januar überraschend verstorbenen ehemaligen Geschäftsleitenden Beamten Ludwig Reisner erinnert werden.
Die Ausstellung findet im Foyer des Rathauses statt und ist vom 13. Oktober bis 8. November zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses zugänglich.