66 Jahre liegt sie zurück, die Lauinger Bombennacht. Doch die "Schreckensnacht" hat sich so tief in das Gedächtnis vieler Lauinger eingebrannt, "als ob es gestern gewesen wäre", sagt Elisabeth Axmann. "Es hat zu diesem Zeitpunkt doch niemand gedacht, dass auf Lauingen Bomben fallen würden", erinnert sich Elisabeth Axmann, die damals neun war.
Bombennacht - „Wir haben uns im Keller hingekniet und Rosenkränze gebetet”
Klara Barfuß war in dieser Oktobernacht des Jahres 1941 hochschwanger und stand beim Fliegerangriff der britischen Luftwaffe Todesängste aus. "Wir haben uns im Keller hingekniet und Rosenkränze gebetet." Auch bei Klara Barfuß werden beim Vortrag, den Dr. Engelbert Kigele senior für den Kulturmarkt Lauingen im Rathausfestsaal hält, beklemmende Erinnerungen wach.
120 Hörer zieht das Thema am Freitagabend an und am Sonntag sind es noch einmal so viele Interessierte, die den Rathaus-Festsaal füllen. In der Nacht vom 12. auf 13. Oktober 1941 bricht das Unheil völlig unerwartet über die Herzogstadt herein. Gegen Mitternacht wird Fliegeralarm gegeben. Wenig später fallen etwa 1000 Brandbomben, 56 Sprengbomben und ein Dutzend Phosphorkanister. Sechs bis sieben Mal überfliegen die Bomber die Stadt. Dr. Kigele, der damals an der Ostfront im Einsatz und deshalb nicht Augenzeuge war, hat die Berichte des damaligen Stadtpolizei-Chefs Dominikus Braun und des Feuerwehrkommandanten Alois Moser ebenso ausgewertet wie den Tagebuch-Eintrag Ludwig Zenettis. Vier Menschen sterben nach den offiziellen Aufzeichnungen in der Bombennacht. Unter den Toten ist auch Bürgermeister Dr. Alfred Dolles, der beim Fliegerangriff einen Herzinfarkt erleidet.
Gründe für die Bombardierung weiter unklar
Warum das Inferno ausgerechnet über Lauingen hereinbrach, war lange nicht geklärt. Einer der ersten größeren Angriffe englischer Bomber im Zweiten Weltkrieg habe Ingolstadt gegolten, meinte einst Luftwaffengeneral Emil Zenetti. Andere vermuteten, die Royal Airforce habe den Flughafen Leipheim im Visier gehabt. Engelbert Kigele berichtet von Nachforschungen des früheren Stadtarchivars Max Springer aus dem Jahr 1981, die Klarheit bringen. Am 12. Oktober 1941 haben 152 Bomber der britischen Luftwaffe England in Richtung Nürnberg verlassen, 72 von ihnen hätten aber "bei der Bestimmung des Ziels versagt", sieben kehrten nicht mehr zurück. Bei dem Bombardement, so Dr. Kigele, werden 45 Häuser total zerstört, weitere 47 Anwesen werden leicht oder schwerer beschädigt. 555 Feuerwehrmänner aus 17 Feuerwehren, die bis aus Augsburg und Ulm kommen, löschen das Flammen-Inferno. "Es erfolgte Einschlag auf Einschlag, so dass die Kellerwände zitterten", berichtet Ludwig Zenetti senior in seinem Tagebuch.
Dramatisch ist die Rettungsaktion des Martinsmünsters: Benefiziat Riedle und seine Helfer steigen über ein Steigrohr vom Kirchenturm auf den von sechs Brandbomben getroffenen Dachstuhl und löschen mit "Feuerpatsche, Sand und Wasser" die Flammen. "Hätte Gott, der Herr, sein Haus nicht bewacht, umsonst hätten gewacht die Wächter" (vgl. Psalm 127,1), schreibt der Benefiziat nach der Rettung des Martinsmünsters.
Dr. Kigele erhält am Ende viel Beifall. Bürgermeister Wolfgang Schenk und Kulturmarkt-Vorsitzender Anton Grotz freuen sich über die große Zuhörerzahl. Sie danken auch Ludwig Reisner, der eine sehenswerte Fotoausstellung zum Fliegerangriff im Rathaus-Foyer aufgebaut hat. Albert Hitzler, Klemens Wunderle und Albert Pröller zählen zu denen, die sich die Bilder genau anschauen. "Diese Bombennacht vergisst man nie", meint Wunderle. Und Marianne Braun, die erst sechs war, kann sich "noch heute an brennende Bauernhäuser in der Dillinger Straße erinnern".